Kirche Santa Maria di Ronzano – Castel Castagna
Isoliert im Tal des Mavone-Flusses, stellt die Kirche eines der ursprünglichsten mittelalterlichen Gebäude der Abruzzen dar. Sie wurde mit größter Wahrscheinlichkeit im 12. Jahrhundert errichtet und war Teil eines bedeutenden Klosterkomplexes der Benediktiner.
Die strukturellen Charakteristiken der Kirche zeigen Verbindungen zu anderen religiösen Gebäuden mit eindeutig apulisch-romanischem Stil (der sich genau in diesem Zeitpunkt in unserer Region ausgebreitet hat). In der Tat entstammt vom Bau der Kirche San Nicola in Bari die Angewohnheit, den Teil der Apsis in ein Mauergehäuse einzufügen, wodurch die Gliederung komplett versteckt wird.
Der klassische Grundriss einer Benediktinerkirche zeigt sich in den drei in Apsiden endenden Kirchenschiffen, mit Rundbögen, die auf kreuzförmigen Pfeilern ruhen und einem Querschiff, welches auf den beiden Seiten leicht hervorsteht.
Die Fassade weist zwei schräge Dachflächen auf, mit den gegenüber dem Hauptschiff tiefer liegenden Seitenschiffen, wobei das Hauptschiff etwas hervorsteht. Eine große Klarheit und lineare Eleganz charakterisieren die Dekorationen, ausgehend vom großen Rundfenster bis zu den Lisenen, welche die Seitenteile trennen und weiter noch zu den Blendarkaden, die entlang des Querschiffes verlaufen. Das einzige Schmuckelement ist das Fenster an der hinteren Fassadenseite: die Durchbohrungen des Gitters, welches die Öffnung schließt, weist zwei verschiedene Zeichnungen auf, der Rahmen ist mit sich windenden Pflanzen mit Blättern, Blumen, Früchten und Schlangenköpfen dekoriert und die Archivolte, die auf zwei dünnen Säulen mit fein gearbeiteten Kapitellen, Sockeln und Konsole ruht, ist abwechselnd mit Akanthusblätter und menschlichen Köpfen geschmückt (davon noch drei vorhanden).
Der Segelglockenturm – ähnlich wie derjenige der Kirche Santa Maria di Catignano bei Bussi - besteht aus kleinen Steinpfeilern, die zwei kleine Bögen aus Backsteinen stützen; der obere Teil wurde anlässlich der selben Restaurierung wieder errichtet, bei welcher auch die ursprüngliche Höhe der zwei Seitenschiffe erstellt wurde, nachdem diese erhöht wurden, um ein einheitliches zweischichtiges Dach zu schaffen.
Die Rundbogen, die die Kirchenschiffe trennen, ruhen im Innern auf kreuzförmigen Pfeilern mit einfachen Rahmen anstelle von Kapitellen. Die Trennwände sind durch hervorstehende Lesenen betont, die von der Mitte eines jeden Pfeilers ausgehen und dadurch die typische Kreuzstruktur verleihen. Gegen das Hauptschiff hin verdoppeln sich die Bögen und bilden damit ein besonderes Bild, genannt „falcato“, welches sich in verschiedenen Bereichen der Kirche wiederholt. Und es ist genau diese Kombination von zwei nicht konzentrischen Bögen, die das Profil des halbkreisförmigen Rundbogens schlank machen und damit eines der unverwechselbaren Merkmale von Santa Maria in Ronzano darstellt. Auf dieses Merkmal trifft man erneut bei den drei triumphalen Bögen, welche den Kirchenraum vom Presbyterium trennen. Als einziger Bereich der Kirche weist das Presbyterium ein Kreuzgewölbe auf, währenddem der restliche Teil mit einem sichtbaren Dachstuhlgebälk versehen ist.
Beim zentralen, viereckigen Bereich weist das Gewölbe eine rechteckige Rippenstruktur in weißen, glatten Steinen, im „lombardo“ genannten Stile. Im Zentrum der Hauptapsis öffnet sich zwischen den Fresken ein Bogenfenster mit Archivolte aus Stein, die auf zwei kleinen Säulen steht. Der Freskenzyklus, welcher noch die Apsis und Teile des Querschiffes schmückt, hebt sich im Innern ab und wird vom einströmenden Licht des großen Rundfensters der Fassade erleuchtet. Von großer Schönheit die Darstellungen der Verkündigung, mit einer betont sich in den Hüften wiegenden Jungfrau Maria, was an gotische Muster aus dem Norden Europas erinnert. Die unteren Bereiche stellen andere Szenen aus dem Alten Testament dar.