Die Ausgrabungsstätte von Ripoli
Bei der Ausgrabungsstätte Ripoli handelt es sich um eine Siedlung aus dem Neolithikum und ist eine der wichtigsten der italienischen Urgeschichte. Sie verdankt ihren Ruhm der florierenden Bearbeitung von Steinen und Keramik, die sich hier entwickelte und der so genannten „Kultur von Ripoli“ den Namen gegeben hat. Die ersten Ausgrabungen wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts vorgenommen, als ein Amtsarzt aus Corropoli diese Siedlung mit ihrer hohen Dichte von Hütten entlang dem Flussbett, am Rande einer natürlichen Terrassierung entdeckte (einige Hütten davon in den Boden eingegraben, andere einfach, doppelt und teilweise sogar vielfach/mehrteilig erstellt).
Die archäologischen Ausgrabungen von 1960 bis 1965 und von 1970 (durchgeführt durch das Institut für Anthropologie und Paläontologie der Universität Pisa) haben 22 von einem Graben umschlossenen Hütten ans Licht gebracht.
Die typische Hütte wurde mit Stämmen und Ästen errichtet, mit Ton „versiegelt“ und mit einem Dach gedeckt, welches fast sicher aus einem Gemisch aus Erde und Ästen bestand. Die Form variierte von rund bis oval oder jedenfalls länglich, mit einem unterschiedlichen Durchmesser von 1,5 Meter bis 3-4,5 Meter. Sie wurden in den lehmhaltigen Boden hineingegraben und einige auch in Kieselbänke, welche in die Lehmschicht der Terrassierung eingeschoben waren.
Ebenfalls wurden elf Begräbnisstätte gefunden. Es handelt sich um Gemeinschaftsgräber, die meistens im Kies gegraben wurden und zwischen zwei und vierzehn Skelette in Fötalstellung enthielten. Die Gräber enthielten vielfach Keramikscherben, Kieselsteine und Mahlsteine und waren vielleicht mit dem Boden der Hütten aufgefüllt worden, weshalb es schwierig ist zu beurteilen, ob es sich bei den Materialien um Grabbeigaben oder nur um Füllmaterial gehandelt hat.
Vor der erst kürzlich erfolgten Entdeckung der bemalten Keramik von Catignano (Pescara), galt diejenige von Ripoli als die Älteste in ganz Italien. Beachtlich die Vielfältigkeit der Teile, die die Keramik von Ripoli charakterisieren: rot-braune Rohmasse mit Kalkkörner oder verfeinert mit hellgelben Auffälligkeiten (aufgrund der Töpfererde) oder auch schwärzlich mit häufig einer polierten Oberfläche (primitives Bucchero) sowie rot. Alles in allem wurden insgesamt 24 verschiedene Gefäßformen zusammengetragen und katalogisiert und vor allem eine beachtliche Anzahl von verschiedenen Henkel, worunter sich eine mögliche anthropomorphe Stilisierung hervorhebt.
Das gefundene lithische Material ist von beachtlicher Qualität: Pfeilspitzen mit zentralem und seitlichem Schaft, bearbeitete Steinsplitter, schnabelförmige und abgeschnittene Instrumente, Schaber, Ahlen, Faustkeile, Ringe, Steinbeile, Glätter und andere Gegenstände unklarer Zuordnung. Florierend war schließlich auch die Knochenverarbeitung. Es wurden Ahlen, Spachtel, Sicheln, Anhänger, usw. gefunden. Ebenfalls wurden viele Werkzeuge aus Obsidian (vulkanisches Gesteinsglas) und gelochte Muscheln für weiblichen Schmuck gefunden.
Die Ripoliner haben Rohstoffe importiert und verarbeitete Produkte exportiert.